Folge 38: KAST e.V.

Shownotes

In dieser Folge stellen zwei Kollegen von KAST e. V. ihre Präventionsprojekte zu den Themen „Reichsbürgertum“ und Verschwörungsideologien“ vor. Weitere Informationen finden sich hier: https://kast-sh.de/

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Transkript zur Folge 38

(Intro)

Männlicher Sprecher 1

Na klar ist alles gut bei mir. Sehe ich etwa krank aus?

Männlicher Sprecher 2

Mir geht's wirklich gut. Geht’s mir wirklich gut?

Weibliche Sprecherin

Nee, ich brauche keine Hilfe. Was denken die jetzt von mir?

Weibliche Sprecherin 2

Ach, du kennst das ja, irgendwas ist immer. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.

Kirstin

Herzlich Willkommen zum Selbsthilfe Podcast von Kiss Lübeck. Mein Name ist Kirstin und ich hab heute eine Spontanvertretung dabei, weil Annegret Schmalfeld nicht anwesend sein kann, ist mein Sohn Kolja dabei und der studiert Politik. Möchtest du dich selber kurz vorstellen?

Kolja

Ja genau genommen studiere ich Politik- und Kommunikationswissenschaften. Moin, ich bin Kolja und ich bin der Sohn von Frau Hartung, bin heute spontan eingesprungen, weil sich das so ergeben hat, aber auch, weil ich das Thema, das wir heute besprechen, ziemlich interessant finde.

Kirstin

Das ist sehr schön, Kolja, dass du dabei bist, finde ich super und das Thema ist wirklich richtig spannend. Es geht nämlich um Verschwörungserzählungen und Reichsbürgertum, ein wirklich sehr ernstes Thema, und die Leute, die dieses Thema heute kurz ansprechen werden oder kurz sagen, was sie dazu machen, was ihre Arbeit ist, die stellen sich jetzt auch einmal gerne selber vor. Wer seid ihr denn?

Tom

Ja, hallo erstmal. Ich bin Tom, ich bin Mitarbeiter des Trägers Karst EV aus Neumünster und bin Projektmitarbeiter in dem Projekt Wiedere. Das ist ein Beratungs- und Präventionsangebot im Kontext von Verschwörungsideologien, Desinformation und Reichsbürgertum für Schleswig-Holstein und neben mir sitzt mein Kollege Udo.

Udo

Ich bin Udo und auch Mitarbeiter in dem Projekt und Tom und ich führen diverse Veranstaltungen durch, so zum Beispiel eben auch in der vergangenen Woche in Lübeck.

Kirstin Hartung

Ja, da haben wir uns kennengelernt und dann hab ich gesagt, Mensch, das war so toll, euer Workshop. Könntet ihr euch vorstellen, dass ihr mit uns n Podcast aufnehmt? Danke, dass ihr so spontan das möglich gemacht habt und auch danke an Pauline vom offenen Kanal, die hier das ermöglicht und schneidet und aufnimmt und alles, was dazu gehört. Also, wir waren in diesem Workshop, da waren hauptsächlich Fachleute, die auch eventuell im beruflichen Kontext mit Menschen zu tun haben, die den Anschein machen zumindest, dass sie Verschwörungserzählungen glauben und das auch mit verbreiten. Vielleicht sagen wir noch mal zwei Sätze, was wir noch in diesem Workshop gemacht haben, oder möchtet ihr da noch was zu sagen?

Tom

Mhm, also grundsätzlich war das genau ein Workshopangebot, was wir dann für diese Kiss-Stelle auch in Lübeck für die vernetzbar besser gesagt jetzt auch in Koordination ausgestaltet haben zu genau eigentlich den Grundlagen von Verschwörungserzählungen und auch dem Reichsbürgertum auch mit praktischen Handlungsansätzen… Da sind wir tatsächlich aus Zeitgründen noch nicht so ganz zugekommen, weil es ein sehr intensiver Austausch auch war. Erstmal auch über das ganze Theoretische. Also was steckt hinter Verschwörungserzählungen, welche Funktion haben sie und welche psychologischen Faktoren spielen auch ganz ganz doll eine Rolle bei Verschwörungserzählungen? Genau, und da werden wir dann schauen, dass wir dann bei dem zweiten Termin, den wir da ansetzen, dann auch mehr die praktische Seite mitbeleuchten.

Udo

Da soll es darum gehen, wie kann man mit Menschen, die Verschwörungserzählungen anhängen, auch sprechen, wie kann man sich selber schützen, abgrenzen ohne dass es zu einer hochemotionalen, konfliktbehafteten Diskussion kommt? Weil die ist ja häufig nicht förderlich, gerade wenn es um Familienangehörige oder Menschen aus dem Freundeskreis geht, wo man dann denkt, na ja, die Ideen sind aber schon ein bisschen spooky, ja.

Kirstin

So, das ist ja auch wunderbar, dass die Vernetzbar das auch ermöglicht, dass ihr dann noch mal kommt und mit uns da auch in die praktische Arbeit geht und es geht ja auch aus Sicht von Kiss darum, dass geguckt wird, wie kann man denn trotzdem miteinander im Gespräch bleiben und wie kann man denn das verhindern, dass die Leute überhaupt keinen Kontakt mehr miteinander haben, was ja manchmal auch durch die Selbsthilfegruppen gegangen ist? Das kann ich halt auch von Kiss sagen oder durch Familien, dass eben noch ne Gruppe verlassene Eltern gegründet wurde, weil es eben kein Kontakt mehr gab zum Beispiel. Das weiß ich auch aus anderen Kontaktstellen. Also es ist ja durchaus auch bei uns zum Glück nicht so oft Thema, aber doch schon.

Tom

Das ist ja auch schon immer ein Thema gewesen. Also das hatten wir ja auch in der Veranstaltung gesagt, und es wird zwar seit Corona, sag ich mal, exzessiv beworben, Verschwörungstheorien hätten sich seit Corona ja vervielfacht, aber das ist gar nicht der Fall, sondern die gab es schon immer. Aber was glaube ich auffällt, ist, dass die Menschen durch diese Pandemie und Nachfolgen ohnehin sozial isolierter waren und dass dieses Miteinander und wieder ins Gespräch kommen, dass das schwieriger geworden ist und sich deshalb auch viele mehr zurückziehen und dass es dann auch verstärkt sichtbar wurde, dass es schwierig ist, seine Meinung zu äußern. Es wird sehr viel mehr drauf geguckt, es wird gesamtgesellschaftlich ohnehin ja stärker polarisiert, auch durch die sozialen Medien et cetera und Gedanken werden häufig auch sofort pathologisiert und das ist eben eine Schwierigkeit in der Begegnung mit Menschen, weil jeder von uns hat die eine oder andere Idee oder Erzählungen, denen man anhängt und bis zu einem gewissen Grade sind so diese Erzählungen oder Verschwörungserzählungen oder Verschwörungsgedanken auch ein Teil unserer menschlichen Psyche.

Udo

In jedem Fall ja immer auch eine Funktion für die Person, die an sie glauben. Oftmals wird es dann natürlich auch schwierig, gerade so mit dem Aspekt von ja, Kontakte halten, wenn es auch gerade in Familienkreisen oder einem persönlichen Nahumfeld ist, dann natürlich auch immer diesen Spagat hinzubekommen, ja, wie kann ich beispielsweise geliebte Personen, die mir nahe stehen, die solche Einstellungen plötzlich vertreten, mit denen man nicht mitgehen kann, die zutiefst vielleicht auch Menschenfeindlichkeiten oder Rassismen, Antisemitismus auch befeuern? Wie kann man mit diesen Personen trotzdem noch den Kontakt halten, aber auch sich selbst und auch vielleicht das persönliche Umfeld schützen? Das ist immer so ein Drahtseilakt zwischen Unterstützung, aber auch Selbstschutz.

Kolja

Also ich find das sehr interessant, was ihr erzählt. Ihr habt ja auch gerade die Corona Pandemie angesprochen, wo man ja auch sehr viel gemerkt hat, dass Verschwörungstheorien sich übers Internet sehr schnell verbreitet haben. Stärker noch als über den persönlichen Kontakt, weil das ja während Corona auch schwierig war. Was mich interessieren würde, ist, wie kam es überhaupt dazu, dass ihr diesen Workshop angeboten habt oder seit wann beschäftigt ihr euch mit Verschwörungstheorien, ist das dann während Corona entstanden, dass ihr die Überlegung hattet, das anzubieten, oder wie kam das?

Sprecher 5

Nein, dazu ist halt zu sagen. Wir vom Träger Cast e.V. haben ja auch immer Projektförderung, also haben wir uns auf Ausschreibungen auch beworben beziehungsweise an den teilgenommen. Unser Projekt Videre ist ja auch durch das Landesdemokratiezentrum Schleswig-Holstein aus Mitteln des Bundesprogrammes Demokratie leben gefördert. Wir sind somit auch landesweit aktiv und sind quasi dann diesem Bedarf nachgegangen, der auch durch das Land dann quasi eröffnet wurde.

Udo

Genau, das gibt es im Prinzip seit 2017, ist nur durch die Corona Pandemie sag ich mal stärker ins Bewusstsein von Institutionen, Schulen oder Ämtern oder wem auch immer getreten. Und ja, aber die Arbeit machen wir schon lange.

Tom

Und das Projekt Videre als solches gibt es seit Anfang diesen Jahres, also seit Januar 2025. Es gab aber aus der letzten Förderperiode des Bundesprogramms Demokratie leben auch ein Vorgängerprojekt, was sich ebenfalls auch Verschwörungserzählung schon gewidmet hat. Das ist jetzt quasi einfach nur die Weiterentwicklung des Ganzen, das heißt, an sich gab es auch schon bestimmte Initiativen, auch Stiftungen, die sich auch diesem Thema natürlich schon näher vor der Corona Pandemie gewidmet haben.

Kirstin

Glaub das kam jetzt auch so n bisschen so spontan rüber, dass ich noch mal zu dem Workshop euch da direkt als Erstes gefragt hab und ihr euch noch gar nicht insgesamt mit eurer Institution vorgestellt habt. Danke, dass ihr das jetzt nachgeholt habt.

Tom

Gerne, man stellt ja die Fragen nach dem Interesse, insofern alles in Ordnung, ja.

Kirstin

Genau. Und jetzt waren wir noch bei dieser Frage, was ihr für Lübecker Institutionen oder Gruppen anbieten könntet, was da so Euer Angebot ist von Kast EV beziehungsweise Videre.

Tom

Also grundsätzlich bieten wir ja immer unterschiedlichste Beratungs- oder Präventionsangebote an, in dem Fall wäre der Umfang des gesamten Projektes: Eine Säule wäre genau dieses Beratungsangebot, also es können sich natürlich immer auch Personen an das Projekt wenden, die beispielsweise Unterstützung brauchen, wenn sie Verschwörungsglauben oder Reichsbürger Einstellungen haben, dann können wir quasi mit diesen Personen ins Gespräch gehen, aber gleichzeitig auch natürlich Angehörigen oder dem Umfeld von Personen, die derartige Einstellungen vertreten oder auch Sichtweisen haben, das wär der eine Punkt. Aber wir haben natürlich auch ne breite Palette jetzt auch an Angeboten, die zu den jeweiligen Phänomenbereichen auch des Projektes zählen. Heißt, wir machen Veranstaltungen zu Verschwörungsideologien, zur Verschwörungserzählungen, wir machen auch Veranstaltungen zu Desinformation. Also was ist quasi eine Desinformation? Wie kann ich beispielsweise auch Desinformation begegnen, sowas in diesem Bereich und natürlich auch die dritte Säule ist das Reichsbürgertum, so wie das jetzt quasi laut Projektüberschrift ist, also Reichsbürger-Einstellungen, was ja auch mitunter nichts anderes ist als ein verschwörungsideologischer Souveränismus. Da machen wir natürlich dann auch noch mal so Veranstaltungen zu dem Bereich. Was sind überhaupt reichsbürgerliche Einstellungen, also woran glauben diese Personen? Was für Organisationen gibt es vielleicht auch und wie kann ich einen Umgang finden, auch mit Personen, die derartige Einstellungen an den Tag legen? Für den Lübecker Raum zu sprechen, das ist auch das, was wir meinten mit dem landesweiten Angebot - wir sind zum Teil aufsuchend, das heißt, wenn Anfragen an uns gestellt werden, können wir da auch schauen, was sind quasi die Schwerpunkte, was wünschen sich auch vielleicht Personen, wo mal ein theoretischer Abriss oder auch vielleicht ein bisschen ein praktischer Umgang Handlungsoptionen gefunden werden sollen, und dann können wir mit den jeweiligen anfragenden Personen oder Institutionen dann schauen, dass wir da Angebote konzipieren, so dass es für sie einfach am besten zugeschnitten ist.

Udo

Die Beratung ist ohnehin individuell. Das heißt, wenn jemand ein Entlastungsgespräch oder ein Beratungsgespräch haben möchte, dann können wir das sowohl telefonisch als auch online machen. Und natürlich bestünde auch die Möglichkeit, dass wir vor Ort uns irgendwo treffen, beispielsweise in Lübeck oder in der Nähe von Lübeck uvielleicht.

Kirstin

Super.

Tom

Und vielleicht zu guter Letzt ein letzter Punkt. Wir sind dabei, eine Stärkungsgruppe zu konzipieren für entweder auch Personen, die in ihrem Umfeld verschwörungsideologische oder reichsbürgeraffine Personen haben, die solche Ansichten teilen, aber auch zum Beispiel, das ist ein Projektverbund, wo wir auch mit unseren internen Projekt Ausstieg SH, was einen Ausstiegs- und Distanzierungsberatungsprojekt aus dem Themenfeld Rechtsextremismus darstellt, dann versuchen, Angehörige zu unterstützen, ihnen ein Entlastungsraum zu geben, auch dass sie sich halt da austauschen können, was bei ihnen jetzt auch in dem Nahumfeld zum Tragen kommt.

Kirstin

Ja klasse, das sind tolle Angebote. Wollt ihr noch etwas ganz Dringendes sagen, loswerden, Kontaktdaten angeben?

Tom

Na klar. Also das würde ich auf jeden Fall noch mal machen, dass wir die Kontaktdaten noch mal durchgeben. Also gehe vom Träger sitzen in der Rendsburger Straße 4 in 24534 Neumünster. Wenn Personen sich über das Angebot informieren möchten, haben wir eine Website, das wäre www.videre-sh.de oder Sie können sich auch einfach ganz leicht an das Projekt wenden, das wäre dann info@videre-sh.de oder über unsere Büronummer 043213901777.

Kirstin

Super

Udo

Und wir planen eine Ausstellung mit Informationen zu Verschwörungstheorien, ne Plakatausstellung im Rahmen der Anne Frank Ausstellung, die in Kiel stattfindet, und wir sind noch auf der Suche nach einem geeigneten Ausstellungsraum in Lübeck. Also falls Menschen dort etwas hören, Adresse, Telefonnummer ist ja jetzt bekannt, gerne kurze Rückmeldung geben, dann würden wir Kontakt aufnehmen, denn wir möchten die Ausstellung auch in Lübeck präsentieren, das sind 15 große Plakate, wo es darum geht: Woher kommen die Verschwörungstheorien, was ist die Grundlage dieser Verschwörungstheorien und was ist auch gegebenenfalls der antisemitische Hintergrund dieser Verschwörungserzählung?

Kirstin

Ja, vielen Dank, dass ihr das in der Kürze der Zeit jetzt mit uns gemacht habt, wie gesagt.

Udo und Tom

Ja, danke auch Tschüss ciao, Tschüss. Danke an euch tschau tschau.

(Outro)

Männlicher Sprecher

Was Selbsthilfe für mich ausmacht? Na ja, hier in der Gruppe kann ich zeigen, wie es

mir wirklich geht. Hier hört jeder jedem zu und wir haben Verständnis füreinander. Ja

und außerdem: Gemeinsam geht einfach alles besser!

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